akute zeiten


eine spurensuche als petitio principii

zu spät aufgestanden, weil zu schlecht geschlafen. und zu behände nach dem frühstück in die arbeit gesprungen. so beginnt wieder ein normaler tag.

 
es gibt immer mehr bettler. von manchem wird man sogar täglich angerufen und persistent zu abo- und versicherungs-abschlüssen überredet.

 
saison- und statistikbereinigt steigt die zahl der arbeitslosen wieder. und wer witerhin beschäftigt ist, wird depressiv und dauerhaft krankgeschrieben.

 
der einzelhandel klagt in der presse über umsatzverluste. laut offiziellen meinungsumfragen ist die konsumlaune aber so gut wie lange nicht mehr.
wer findet den fehler?

 
wenn man eine familie hat, muss man täglich den müll runter- bringen, einkaufen gehen und den morgigen müll rauftragen.

 
höhere mathematik für BWL-studenten:
FGK= FLK * FGKZ /100%
LVP = VP + MwSt

 
die gesellschaft strebt nach einem exponentiellen wachstum, obwohl die evolution beim menschen dafür kein vorstellungs-vermögen entwickelt hat.

 
die übliche melancholie nach dem abendessen, die sich beim lesen eines romans oder beim arbeiten bis spät in die nacht hinein allmählich auflöst. und irgendwann nicht mehr auflösen lässt.

 
zahlreiche bücher, in denen man als leidenschaftlicher leser einzig noch blättert. bücher, die man schon zu gut kennt oder nie kennen lernen will.

 
ein leben in nebensächlichkeiten, alles ist wichtig, es sei denn nicht. manche tage sind ein hyperwürfel, andere vierecke und die nicht verbleibenden ein loch.

 
als ob die meisten passanten in Berelin nichts anderes als betuliche schauspieler sein können. man kann sie sich nur als solche vorstellen.

 
nach langer ignoranz ein erster morgengruss des mürrischen nachbarn von gegenüber. von nun an werden wir uns täglich etwas nettes wünschen müssen.

 
der sommer ist noch nicht richtig vorbei und die familie bastelt schon fröbelsterne für das weihnachtsfest. und ich habe eine walnuss mit der blossen hand geknackt.
es geht also noch.

 
das geschlossene system von aktuellen ansprüchen. ein leben ist vielleicht nur ein kommentar zu etwas anderen, zu etwas unvorstellbaren, das man nicht erreicht.

 
jeder ist zur verwandlung fähig und kann seinem leben eine neue ausrichtung geben. jedenfalls wenn er an die parolen von lebens-, job- und anderen beratern glaubt.

 
dieser meinungsluxus in der digital medialisierten sprache. bei zu viel inkontinenz ist es besser, zweimal vor dem schlafen zu pinkeln.

 
jeder dritte im fernsehen gesendet abendfilm ist ein krimi. und meist ein knallharter thriller, in dem schauerlicher getötet wird. lange zeit waren es komödien und die unterhaltungs-show "wetten, dass...", welche quoten-rekorde erzielten.

 
die weltbevölkerung produziert jeden tag 3,5 millionen tonnen müll, und dies wie beim virtuellen abfall mit einer steigenden tendenz. das globale wachstum als konsumierte lebensvortäuschung oder -erschleichung.

 
stets ein fussel auf dem jacket wie oft auch ein überflüssiges wort in manchem satz. man hat wenig zu sagen und sagt daher manches ausführlicher.

 
Japan will seinen überzogenen stromverbrauch weiterhin mit atomkraft absichern, obwohl die meisten AKWs in potentiellen erdbebengebieten liegen.
der letzte GAU liegt bereits zwei jahre zurück.

 
jedes zweite kompliment in einer stadtnacht ist ein fake und jeder zehnte mensch eine fälschung. deshalb vorsicht bei der paarung.