g-punktierungen
(zeitnotschlag)
how long is long?
in der warteschleife
irgendeiner hotline
how long ist how?
mang der schlange
im engen späti
how long is now?
beim ausharrenden
besuch eines amtes
how long is wow?
beim abseitsspiel
vor dem fernsehen
how long is long?
unter der decke
beim subito coitus
(urbane mitte)
zerzaustes haar
und bierbauchig
im park versackt
eine steife hand
die bansuri spielt
mit herz und schmerz
tiefe augenringe
in selbstreferenz
die nacht durchlesen
tagelang grübeln
über allseiendes
ohne sinn und yoga
während Karstadt
zum schlussverkauf
sterne verramscht
gedichte ohne worte
für einen zen-garden
bilder ohne farben
bei einem stromausfall
geld ohne menschen
von der daytrading börse
kälte ohne temperaturen
in der virtuellen realität
weisse schrift ohne leser
archiviert als kopfseller
rigoroses bedingungslos
á la (12mal da capo)
(pingpong)
sie liest Judith Hermann
und versteht ihn nicht
er hört laut seinen Rap
redet selten ein wort
sie schreibt tagebuch
er liest dann Derrida
sie isst umweltbewusst
er hat ein altes auto
sie spielt blindekuh
er streamt egoshooter
sie ersehnt sich hiebe
er hat angst vor der liebe
der automatismus bei fragen
jeden abend in talkshows
der automatismus mit travestie
in echtzeit sozial gestreamt
der automatismus in provokationen
engagiert durch sinnlos-agenturen
der automatismus bei meinungen
medial auf- und abblasbar
der automatismus als gewandheit
aus mündern von politikprofis
der automatismus von glück
wohlfeil in jeder werbung
der automatismus als zukunft
automatisiert das morgen
ein pickel auf der nase
ein austritt den augen
ein pickel mit promotion
die gefakte doktorarbeit
ein pickel in den nachrichten
autokorrekt generiert
ein pickel im speicher
als virus implantiert
ein pickel ohne pointe
als gewiefte pointe
(lonely back)
inwiefern ferne ersuchen
die verlockt als fotoposter
warum hohe berge besteigen
die ohne schlagschatten sind
wieso in die tiefe tauchen
wo eine oberfläche fehlt
weshalb miteinander reden
wenn lust sich in luft auflöst
warum ein weltbild imaginieren
das in keinen kopf passt
(überhang)
freitag, der 13.
insgesamt, sein 91.
im lebensjahr, dem 52.
mit enttäuschungen, vielen
bei einem bier, dem 3. heute
eine rede formuliert, zum 5. mal
potentielle kunstpreise abgesagt, infinit
noch immer unbescheiden geblieben, mit hybris
am morgen sekt geschlürft, nur künftiges wollend
(reichweitentest)
eine elegie
für die linke hand
eine ode
für die rechte hand
eine elegie
für das linke hirn
eine ode
für das rechte hirn
vier dichtungen
distinkter symmetrie
lieber den bierbauch
schweigend auftragen
als einen weinmund
mit smalltalk füllen
zum glück ist man
kein alkoholiker
kann noch süchte
tragen und wagen
das leben riskieren
mit nachbartratsch
an tagen ohne ideen
auf eloquenz bringen
was einer im alter
nicht mehr weiss
weiss er mit würde
(rausch)
die vagen einfälle
hat er nie notiert
sich nachts halluziniert
die intimen einfälle
werden keinem verraten
für kein honorar verkauft
die besten einfälle
sind versprecher und
brauchen keine inspiration
die genialen einfälle
werden täglich auspalavert
sie bekommen wenig beifall
(lamento)
wo die sprache den speichel auflöst
mang einer party unter gut bekannten
auf der zunge der geschmack von zunge
wenn niemand sich langweilt wie er
das talken bleibt ohne mehrwert
eine kreisende einwegflasche
die bekannten werden immer älter
jedes jahr mit wachsender schuld
endlos sind ehrentage zu dulden
mithin jubilare sich bejubeln
(auch)
ich pisse zu viel
ich trinke zu viel
wo bin ich
falls ich wo mal
nicht durstig bin?
ich rauche auch
ich schnaufe tabak
was passiert
gedanken welche
uninspiriert bleiben?
ich lese quer
ich verstehe wenig
wie denkt man
oder frau divers
sich mitgefühlt?
ich meine gläubig
ich glaube meinig
wann gebe ich zu
dass ich allerlei
bloss erfinde?
(kunstkataster)
D. ist verrückt nach berühmtheit
A. möchte das grosse geld verdienen
E. erhofft sich primär anerkennung
W. sucht genuine emotionen
B. lebt sich exhibitionistisch aus
J. strebt nach transzendenz
M. will nicht viel arbeiten
K. wäre mit einem nachruhm zufrieden
T. redet nicht gern darüber
F. kann bloss kunst
(ausweissung)
einfall, ich räume das zimmer nicht auf
ich streiche das zimmer weiss
entschluss, ich wasche keine wäsche
ich bleiche die haut couture weiss
verzweiflung, ich habe kein weisses haupt
mir fallen die kopfhaare aus
meineid, ich denke überaus kluges nicht
ich verrausche das denken weiss
billigung, ich habe zu viel weiss im auge
ich sehe das weisse weiss
die rote karte der gelben zeigen
das ich ist ein gemeines wir
dem schach einen elfmeter vergeigen
beim denken von entschiedenheit
der moral unter das ross steigen
sich nächtelang gehenlassen
nachbarn nachbargrüsse verweigern
schafft raum für stille monologe
ohne ekstase suboptimales dealen
verprellt honore kunstaufträge
autorlos herummotzen
berauscht chatbots
(man hofft auf geltung)
sie dient der syntax
man ist gesprächsbereit
es babbelt mit jargon
du kannst fragen parieren
er schreibt in tropen
ihr sprecht meinungsvoll
ich erfinde gleichnisse
keiner will was verstehen
sie braucht kein coaching
er braucht keine inklusion
man hat einen fallmanager
für die lebenspatina
sich trash bestellen
per mouseclick ordern
was es vernetzt gibt
ramsch freihaus shoppen
von boten liefern lassen
die ware flugs reklamieren
dann callgirls bewerten
es muss taxiert werden
was sich taxieren lässt
das kritische alter ist
ein ghostrider in the sky
(tagesgambit)
voll vegetarisch die nährung
bei auberginen als fleisch
fremde ansprechend gendern
direktemang barrierefrei
lauten jux als politik
stalken in talkshows
gebührenkosten goutieren
das alltägliche live empfangen
grollen gegen hate speech
animosität als goodwill
gut vernetzt und hörig
ein mindestumtausch sein
(neinjanein)
gegen vorurteile
beim zeitungslesen
helfen vorurteile
zu viel unwissen
beim tv-glotzen
braucht neugierde
lautes geschwätz
langatmig über den tag
verratzt schweigen
bitterer bierernst
in der eck-kneipe
läutet den morgen aus
neinjanein
ja ja
(mitdurft)
wohnen mit namen (2)
unter zeitlosen möbeln (7)
hinter türen und fenstern (9)
meinig als eigener maulwurf (1)
inmitten von büchern (über 2000)
bei argen umtrieben (oft asexuellen)
und kreativer verschwendung (täglich)
das mimen von harmlosigkeit (zutreffend)
(es geht so)
es muss ja
ich schlafe
wie ein fisch
nur drei stunden
leidlich nie tief
die freundeskreise
schrumpfen merklich
bei raren anrufungen
fallen gespräche aus
oder sind obligate
vom inklusionsberater
(evaluierung)
jeder siebente single
will lieber flirten
zwei von drei frauen
leiden unter bodyshaming
alle elf minuten verliebt
ein model sich per plakat
ein zungenkuss preist an
was jeder top lieben soll
es wird nachts begehrt was
doch unbefriedigt bleibt
der frust pusht interaktiv
verschwörerische theorien
der montag ist kein schontag
in dieser woche kein feiertag
die mieterhöhung alle zwei jahre
bei 5% stemmt exponentielle hochs
dein saldo bekommt kein dispo
bei zinsen max. zwei promille
ein ich ist dem wir keine exklusion
mit lust auf lust immer auch frust
das leben will kein buch werden
bloss eine fabulierte buchführung
der schreibkram war nie eine lösung
bleibt irreführung bis zum epilog
ein montag ohne frühstück ist
mit kater klarenfalls ein durchfall
(distinktionen)
jeder 10. gedanke ist keiner
jede 10. doktorarbeit reimt schmu
jedes 10. gedicht interpretiert stuss
jede 10. umfrage relativiert meinungen
jeder 10. gedenktag vermehrt gelaber
jede 10. erinnerung trübt lebensfakten
jeder 10. orgasmus bleibt geschummelt
jede 10. verhütung ist eine entsagung
jeder 10. mensch wird nicht geboren
(eigenbill)
einfach ist es
schwieriges zu denken
man erfinde fünf neue wörter
täglich hochstapelnd
und elaboriere damit
akzidentielle sentenzen
pro jahr aufgerechnet
kompiliert sich so
eine ganz neue sprache
als bestimmheitsgabe
um unbekanntes zu meinen
unsinniges zu sinnen
eine million millionäre
werden nie milliardäre
sie wollen als nette elfen
lieber migranten helfen
als neunmalkluge schwänzer
einen schulstreik ausweiten
mit lärmenden petitionen
ochs und esel aufhalten
die artgerechte haltung auch
für kieselsteine einklagen
eine million millionäre
haben zu wenig ohnmacht
sie sind ein himmelfahrts
kommando der unbilligkeit
(zustandsbloss)
ein ganzer tag
in zartrosa
die liebe zerstritten
im sprachrausch
familiär verbändelt
narzistisch geeint
den feierabend lang
ohne zärtliches vorspiel
prompt sich shooten
erregt im unfrei
willigen paarlauf
wieder ohne kondom
mithin das aufhören
unendliches aufgeben
eine überforderung ist
den kuchen der mutter
zu schlicht loben: verrat
die flötentöne des sohnes
motivierend loben: gefährlich
die vernissage eines newcomers
indifferent loben: inflationär
wegen löhnender zeilenhonorare
verständlich loben: langweilig
für kein geld dieser welt
gemeinhin loben: verdächtig
um leeren zu füllen
dialektisch loben: übermut
(bloss)
ein chalumeau spielen
unter einer betonbrücke
für einen schwarm voll
beschwingter stare
die vögel entfliehen
sukzessiv dem sound
in urbaner kakophonie
verweilt man exklusiv
bar einer offenbarung
wie diese zeilen
(sozialmeter)
das hemd mit fleck
diskret unterm jackett
die stete bemalung
des falschen lebens
derweil impertinenz
auf die kacke haut
als ewiges palavern
bei innigen monologen
um nicht zu treffen
jeden den ich treffe
immer währendes
so dadurch und dahin
(redundanztanz)
so viele bits die
einer sich aufschreibt
bis in die späte nacht
zuhauf bits die
nicht von ihm sind
bei zu viel lektüre
aktuelle bits die
obsolet schon sind
auf antiken festplatten
unzählige bits die
unverbindlich bleiben
in online-verbindungen
allerlei worte die
algorithmen sich texten
für zuspruch leasen
(weltauslieferung)
jene sattsam bekannten ladenhüter
gut & günstig vs. günstig & gut
was man alles anhäuft in der vita
als frühdenker vs. spätentwickler
sogar an sonntagen mit lange weil
einfallsreich vs. ausfallsreich
solange man kein prominenter ist
bedeutungsleer vs. bedeutungsvoller
im steten weit- vs. wegsprung
ohne moral und bedenken
mehr querdenker
weniger narrenschiffe
braucht das land
als eine künstliche
nicht vage intelligenz
gilts sich upzudaten
disponibel zu sein
medial gut trainiert
ein ping-pong spieler
in echtzeit hyperaktiv
mal drauf mal drunter
geher beim vorspielen
für weitere vorspiele
ohne dankeschön
das macht angst
(feiernacht)
die nacht ist klar
und nichts ist klar
unter einem vollmond
die milchstrasse fehlt
ausgeblendete sterne
dimmen den lichtsmog
unheimlich die nacht
dem traum kein asyl
bei harten rhythmen
aus lautem fenster
der himmel voll
einer enge