g-punktierungen
(zeitnotschlag)
how long is long?
in der warteschleife
irgendeiner hotline
how long ist how?
mang der schlange
im trauten späti
how long is now?
beim ausharrenden
besuch eines amtes
how long is ness?
beim abseitsspiel
vor dem fernsehen
how long is long?
unter der decke
dem subito coitus
(berliner milieu)
zerzaustes haar
und bierbauchig
im park versackt
eine steife hand
die bansuri spielt
und kein techno
tiefe augenringe
ohne selbstreferenz
den Luhmann lesen
grübeln tagelang
bei meditationen
ohne götterreise
während Karstadt
zum schlussverkauf
sterne verramscht
(windräume)
die rote karte der gelben zeigen
das ich ist ein gemeines wir
dem schach einen elfmeter vergeigen
beim denken von entschiedenheit
der moral unter das ross steigen
sich nächte lang gehen lassen
nachbarn nachbargrüsse verweigern
das schafft räume für einzelgänge
ohne drogen mega-deals krönen
verprellt sniffige honorar-aufträge
autorisiert sich autorisieren
mit höchster radiofrequenz
(lebensverzug)
sie liest Judith Hermann
und versteht ihn nicht
er hört laut seinen Rap
redet selten ein wort
sie schreibt tagebuch
er liest dann Derrida
sie isst umweltbewusst
er hat ein altes auto
sie spielt blindekuh
er streamt egoshooter
sie ersehnt sich hiebe
er hat angst vor der liebe
(leerzeilen)
bilder ohne farben
auf schwarzen wänden
gedichte ohne worte
für einen zen-garden
geld ohne menschen
vom daytrading broker
kälte ohne temperaturen
in der virtuellen realität
weisse schrift ohne leser
archiviert als kopfseller
das pure pur gereimt
la la (12mal da capo)
(progression)
abitur 1.0
für coaching mit tetralemma
internet 2.0
die wahlbeiligung bei 52%
root explorer 3.4
mit free-download 4.2
kapitalismus 4.0
die infaltionsrate um 4.2%
typescript 4.3
als non-binary sex
music take 5
im blut 5,5% bieralkohol
Android 5.8
bilingual selbdritt
(glattitüde)
ein pickel auf der nase
ein austritt den augen
ein pickel im spiegel
die fliege als narzisst
ein pickel mit promotion
eine gefakte doktorarbeit
ein pickel als nachricht
autokorrekt generiert
ein pickel im speicher
als virus implantiert
ein pickel ohne pointe
als gepickelte pointe
(gewissenswissen)
ich pisse zuviel
ich trinke zuviel
wo bin ich
falls ich wo mal
nicht durstig bin?
ich rauche auch
ich schnaufe tabak
was passiert
gedanken welche
uninspiriert bleiben?
ich lese quer
ich verstehe wenig
wie denkt man
oder frau divers
sich ungefühlt?
ich meine meinig
ich glaube gläubig
wann gebe ich zu
dass ich manches
bloss erfinde?
(überhang)
der automatismus von fragen
jeden abend in talkshows
der automatismus von beschwerden
in echtzeit sozial gestreamt
der automatismus von provokationen
engagiert von sinnlos-agenturen
der automatismus von meinungen
medial auf- und abblasbar
der automatismus von antworten
aus mündern von politikprofis
der automatismus von glück
überall in einer werbung
der automatismus automatisiert
setzt als zukunft sich durch
(zeitbar)
freitag, der 13.
insgesamt, mein 91.
im lebensjahr, dem 52.
mit enttäuschungen, vielen
bei einem bier, dem 3. schon
eine rede formuliert, zum 5. mal
potentielle kunstpreise abgesagt, infinit
immer noch unbescheiden geblieben, mit hybris
einen kater verschlafen, während der himmel bläut
(reichweitentest)
ein gedicht
für die linke hand
ein gedicht
für die rechte hand
ein gedicht
für das linke hirn
ein gedicht
für das rechte hirn
vier dichtungen
distinkter symmetrie
(rausch)
lieber ein bierbauch
als ein weinmund
um leeren zu füllen
müdigkeit zu dopen
zum glück bin ich
kein alkoholiker
kann noch süchte
tragen und wagen
mir leben erdichten
und auf missklänge
gedanken abklopfen
alles was ich im alter
nicht mehr weiss
weiss ich mit würde
(herbstklage)
die schneefallgrenze
fällt im sinkflug
erster bodenfrost
ist zu befürchten
ein grauer nebel
droht dem gemüt
kalt wirds bald
in nächten frostig
die anfänge nehmen ab
ein ende ist nicht in sicht
(wesenserzeugnis)
die vagen einfälle
habe ich nie notiert
mir nachts halluziniert
die intimen einfälle
werden keinem verraten
für kein honorar verkauft
die besten einfälle
sind meine versprecher
ohne weitere inspiration
die unbesonnenen einfälle
werden täglich auspalavert
sie bekommen kaum beifall
(lamento)
wo die sprache den speichel auflöst
mang einer party mit allzu bekannten
auf der zunge der geschmack von zunge
wenn niemand sich langweilt wie ich
der smalltalk bleibt ohne mehrwert
eine in sich kreisende einwegflasche
die bekannten werden immer älter
jedes jahr mit wachsender schuld
endlos sind wiegenfeste zu dulden
so lang jubilare sich bejubeln
(enfant perdu)
D. ist verrückt nach berühmtheit
A. möchte das grosse geld verdienen
E. erhofft sich primär anerkennung
W. strebt nach genuinen emotionen
B. lebt sich exhibitionistisch aus
J. will immer mehr transzendenz
M. will nicht viel arbeiten
K. wäre mit einem nachruhm zufrieden
T. redet nicht gern darüber
F. kann bloss kunst
(ausweissung)
einfall, ich räume das zimmer nicht auf
ich streiche das zimmer weiss
entschliessung, ich putze nichts
ich tünche alte möbel weiss
impulsübergabe, ich wasche keine wäsche
ich bleiche meine kleider weiss
verzweiflung, ich habe kein weisses haupt
mir fallen die grauen haare aus
meineid, ich denke wenig kluges hier
ich verrausche das denken weiss
korrektur, ich habe zu viel weiss im auge
ich weiss sogar das weiss weiss
(ausflüchte)
inwiefern ferne ersuchen
die verlockt als fotoposter
warum hohe berge besteigen
die ohne schlagschatten sind
wieso in die tiefe tauchen
wo eine oberfläche fehlt
weshalb miteinander reden
so nur leere luft flatuliert
warum ein weltbild imaginieren
das in keinen kopf reinpasst
(man hofft auf geltung)
man dient der syntax
man ist gesprächsbereit
man dient der lexik
man kann fragen parieren
man schreibt in tropen
man dient meinungsvoll
man erfindet synonyme
man will verständnisvoll sein
man braucht kein coaching
man braucht keine inklusion
man hat einen fallmanager
(netz-shopping)
für die lebenspatina
sich trash bestellen
per mouseclick ordern
was es vernetzt gibt
ramsch freihaus shoppen
von boten liefern lassen
die ware bald reklamieren
und die callgirls bewerten
es muss taxiert werden
was sich taxieren lässt
der ennui will als rider
ausstopfung in the sky
(tagesgambit)
das stunden der untage
mit mikado statt zigaretten
halb vegetarisch die nährung
bei auberginen wie fleisch
fremde ansprechend gendern
direktemang barrierefrei
lauten jux als politik
stalken in talkshows
gebührenkosten goutieren
jeden abend live gesendet
grollen gegen hatespeech
animosität als glaube
gut vernetzt sich hörig
ein mindestumtausch sein
(neinjanein)
gegen vorurteile
beim zeitungslesen
helfen vorurteile
zu viel unwissen
beim tv-glotzen
kreiert neugierde
lautes geschwätz
den langen tag über
verbraucht schweigen
bitterer bierernst
in der späti-ecke
trinkt aus spass wein
neinjanein
ja ja
(zeilenschinderei)
die menge ungeschriebener zeilen
die menge schon geschriebener wörter
die menge potenziell schreibbarer texte
die menge des nicht mehr lesbaren
die menge des unarchivierbaren
die menge potentieller text-anagramme
die menge noch unbekannter mengen
die menge aller möglichen mengen
als mengenleere eine unmenge
(mitdurft)
wohnen mit zetteln (8)
vorzeitlichen möbeln (3)
hinter türen und fenstern (9)
jemeinig als ein maulwurf (1)
zwischen büchern (über 2000)
bei umtrieben (oft asexuellen)
und kreativer verschwendung (täglich)
das stunden der harmlosigkeit (exzessiv)
(evaluierung)
jeder siebente single
will lieber flirten
zwei von drei frauen
leiden unter bodyshaming
alle elf minuten verliebt
ein model sich per plakat
ein zungenkuss preist an
wie jeder top lieben soll
es wird nachts begehrt was
nie befriedigt werden kann
der frust wächst interaktiv
in verschwörerischen theorien
(selbstverstimmt)
der montag ist kein schontag
in dieser woche kein feiertag
die mieterhöhung alle zwei jahre
bei 2% stemmt exponentielle hochs
mein saldo bekommt kein dispo
bei zinsen max. zwei promille
ein ich ist dem wir keine exklusion
mit lust auf frust immer weniger lust
mein schreiben will kein buch werden
fabuliert in toto keine buchführung
der schreibkram war nie eine lösung
er verspricht dem leben irreführung
ein montag ist dem frühstück
mit kater klarenfalls ein dünnschiss
(distinktionen)
jeder 10. gedanke ist keiner
jede 10. doktorarbeit reimt schmuh
jedes 10. gedicht interpretiert stuss
jede 10. umfrage relativiert meinungen
jeder 10. gedenktag vermehrt gelaber
jede 10. erinnerung trübt lebensfakten
jeder 10. orgasmus bleibt geschummelt
jede 10. verhütung ist eine entsagung
jeder 10. mensch wird nicht mehr geboren
(ja)
es geht so
es muss ja
ich schlafe
wie ein fisch
nur drei stunden
leidlich nie tief
die freundeskreise
schrumpfen merklich
bei raren anrufungen
fallen gespräche aus
oder sind obligate
vom inklusionsberater
(eigenbillig)
einfach ist es
schwieriges zu denken
man elaboriere dafür
akzidentielle sentenzen
erfindet fünf neue wörter
hochstapelnd täglich
pro jahr aufgerechnet
kompiliert sich so
eine ganz neue sprache
als bestimmheitsgabe
um unbekanntes zu meinen
je unsinniges zu erwarten
(spühlspiele)
als solo ein duo behaupten
auf mitklang spekulieren
es ist immer zu wenig
im rotlicht seinem milieu
gefühle aus- und mitteilen
ist immerhin nicht nichts
automobil das überleben
will keine hysterie sein
was sozial stets sc
den schnellschuss suchend
als single dekadent spielen
was zu ertragen bleibt
zu viert mit winkgefühlen
ein dankeschön erheischen
es ist immer zu wenig
(verwegbarkeiten)
den kuchen der mutter
zu schlicht loben: verrat
die flötentöne des sohnes
motivierend loben: gefährlich
die vernissage eines newcomers
indifferent loben: inflationär
wegen löhnender zeilenhonorare
verständlich loben: langweilig
für kein geld dieser welt
gemeinhin loben: verdächtig
um die leere zu füllen
dialektisch loben: übermut
(sozialmeter)
das hemd mit fleck
offen unterm jackett
die stete bemalung
des falschen lebens
derweil impertinenz
auf die kacke haut
als stetes palavern
mit innigen monologen
um nicht zu treffen
jeden den ich treffe
nur immerwährend mich
so dadurch und dahin
(redundanzinstanz)
so viele bits die
einer sich aufschreibt
bis in die späte nacht
so viele bits die
nicht von ihm sind
nach zu viel textlektüre
so viele bits die
obsolet bald sind
auf antiken festplatten
so viele bits die
unverbindlich bleiben
in online-verbindungen
so viele worte die
sich texte generieren
und zuspruch leasen
(weltauslieferung)
jene sattsam bekannten ladenhüter
gut & günstig vs. günstig & gut
welche man anhäuft in der vita
als frühdenker vs. spätentwickler
sogar an sonntagen als indignation
einfallsreich vs. ausfallsreich
falls wer kein melancholiker ist
bedeutungsvoll vs. bedeutungsvoller
im steten weit- vs. wegsprung
ohne moral oder bedenken
(bloss)
ein chalumeau spielen
unter einer betonbrücke
für einen schwarm voll
beschwingter stare
beim verweilen exklusiv
in urbaner kakophonie
die vögel entfliehen
sukzessiv dem sound
der diskret deutung
tönt ohne bedeutung
als keine offenbarung
wie diese erkenntnis
(promistatisch)
erstens mal den dreisatz wagen
um flotter sätze zu kompilieren
vierfach einen coitus fabulieren
mit reichweite und berechnen
wie viel zeit es fünftig braucht
bis autoerotiken sixtig poppen
sich begierden 1000fach pushen
irgendwann muss es möglich sein
lust zu steigern ohne skrupel
imaginäre triebe zu shooten
(radikalitätspotenz)
eine million millionäre
werden nie milliardäre
sie wollen als nette elfen
lieber migranten helfen
als neunmalkluge schwänzer
einen schulstreik ausweiten
mit lärmenden petitionen
ochs und esel aufhalten
eine artgerechte haltung
für kieselsteine einklagen
eine million millionäre
haben zu wenig ohnmacht
sie sind ein himmelfahrts
kommando der ungültigkeit
(zustandsbloss)
den ganzen tag
arg zartrosa
oder reinweiss
im sprachrausch
erregt im unfrei
willigen leerlauf
mit der furcht vor
dem lächerlichen
der banalen angst
irgendwer könnte
mit seinem finger
auf mich zeigen
irgendwer könnte
mich verstehen
(feiernacht)
die nacht ist klar
und nichts ist klar
unter einem vollmond
die milchstrasse fehlt
ausgeblendete sterne
vom lichtsmog überall
unheimlich die nacht
dem traum kein asyl
bei harten rhythmen
aus lautem fenster
der himmel voll
leerem beben