akute zeiten
eine spurensuche als petitio principii
in Berlin-Reinickendorf haben heute 300 polizisten die zwangs-räumung einer 57jährigen rentnerin durchgesetzt. die frau starb eine woche später in einer sozialstation.
viele wochentage sind nur mit multitasking zu bewältigen. an vielen schreibtischen wird dann parallel sinniert.
vermehrt publizieren Jeremias-propheten bücher und in der spiegel-bestsellerliste häufig eine literatur im endstadium.
in einem Heiner-Müller-buch noch immer diese drei telefon-nummern von ihm. ich habe da nie angerufen. drei nummern waren einfach zwei zu viel.
berufswunsch: verkannter prominenter.
wie viele menschen gern berühmt wären, es aber nie werden. sie sind deshalb fans von irgendwem.
es studieren immer mehr schulabgänger. und viele jetzt ohne abitur. sie wollen keinen richtigen beruf erlernen.
kinder bekommen oft keine gewöhnlichen namen mehr. sie heissen standesamtlich beglaubigt Joke, Northeast, Seven, Nazi, Audio, Iron, Perfekto...
was man mit einem antiquierten namen nicht zu verbergen hat, muss man entbergen. zum beispiel dass man einen smarten bierbauch trägt. vom mässig vielen wein- oder teetrinken.
in den USA wird die todesstrafe wieder auf einem elektrischen stuhl vollstreckt, nachdem aus humanitären gründen kein gift aus Deutschland geliefert wird.
die tägliche zeitung ist dem menschen zumutbar. der leser wird hier mit katastrophalen tatsachen konfrontiert, für die er kaum noch zuständig sein kann.
die vielen pausen, die hinhaltetaktik des untergangs. dass es fortwährend neue hiobs-botschaften in den nachrichten gibt, das irritiert und unterhält zugleich.
mit seiner hybris ist der homo faber ein latenter neandertaler geblieben, doch ein ziemlich unzufriedener.
die sich ständig perfektionierenden teleskope der astronomen. und noch immer ist in keinem sonnensystem ein ersatzplanet gefunden worden.
da mir nichts weiterreichendes einfällt, ist es jetzt bloss das allzu bekannte palindrom AHA. zum glück leide ich nicht an einer eibohphobie.
unzeitgemässe sinfonien werden im radio durch die volluhr-nachrichten gnadenlos ausgeblendet. solche unterbrechungen waren in der kindheit einzig bei schweren katastrophen üblich.
die grüne natur in der stadt als weichbild.
in einem park verharren, obwohl man gerade keinen park mit einem kleeblättrigen rasen braucht.
es gibt immer weniger freie individuen in dieser gesellschaft, immer mehr freigesetzte.
nach elf tagen nieselregen wieder ein strahlendes blau am himmel.
es kann keine dauerhaft deprimierten menschen geben.
das möbelhaus Zurbrügge verkauft ganz unbedarft tassen mit einem Hitler-konterfei. aus China kommt das geschirr, wo das bild als historisch motivierend eingestuft wurde.