110 romane


anfänge und abbrüche

einem jeden anfang wohnt ein zaudern inne.
also nicht gleich nach dem aufstehen mit einem roman beginnen

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in vielen büchern wird bloss noch geblättert, dieweil sie zu bekannt sind.
was man alles schon gelesen hat. es müsste doch einmal von nutzen sein.

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denkt es sich nicht einfach, dann doppelt und dreifach. was während einer shopping-tour sinniert und komplimentierend zuhause notiert wird, sind wieder ausufernde aphorismen.

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die meisten bekenntnisse müssen zu lange eruiert werden.
ein guter satz ist ein heissluftballon, mit dem man folgenden artikulierungsnöten entflieht.

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man kann bei einem missglückten schreibprojekt nicht permanent neu anfangen, man muss auch aufhören können. bald gibt es keine anfänge mehr, nur noch die schmerzen einer sehnenscheidenentzündung.

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das schreiben in der dritten person singular aus einer intimen verlegenheit.
eigentlich reichen inhaltsangaben, absichtserklärungen oder exposés völlig aus. warum mehr fabulieren?

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das gute gewissen, wenn wichtiges offen bleibt. so lange noch nichts zuende geschrieben und veröffentlicht wurde, gilt die unschuldsvermutung.

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jeden dritten tag einen vielversprechenden gedanken festhalten. das sind etwa 110 ausbaufähige ideen in einem jahr und 110 romananfänge für den fleissigen schriftsteller.

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ich, du, er, sie, es, wir, ihr, und dann wieder ich.
immer das letzte wort haben und behaupten. das letzte wort, das dann wieder das erste ist.