110 romane
anfänge und abbrüche
einem jeden anfang wohnt ein zaudern inne. also nicht gleich nach dem aufstehen mit dem dichten beginnen
ein unbeschriebenes blatt bleibt ein leeres rechteck und, falls man zu lange darin wohnt, eine klaustrophobische vorstellung. über meine arbeit möchte ich heute nicht reden, auch nicht mit mir
eine art zu schweigen: einfach sagen, was man geradezu im dunstkreis einer stehkneipe sieht. das sprechen ist hier eine andauernde verredezeit
ich gähne und wähne mich mit einem schluckauf in eine selbst-referentielle spirale. ein meinendes vermeinen zur lage der nation kann solange aufgeschoben werden, bis sich die antwort einer nie gestellten frage einstellt
gedankenspiele, nichts als gedankenspiele.
es ist eine unheimliche versuchung, abstrakte sentenzen als selfie zu notieren. jedenfalls solange man die macht hat, sie immer wieder durchzustreichen
der fleissige tagebuch-schreiber betrachtet täglich seinen aus-wurf. irgendwann wird er ihn auffressen
der lineare gang der schrift und ihre produktivität im steten zeilenfortschritt. ein solcher progress ist aber bei einer arg beschränkten öffentlichkeit eine verschwendete hybris
alles was man schreibt, ist authentisch, und besonders wenn es missglückt.
aber ich schreibe zu viel. und meist ins leere