110 romane


anfänge und abbrüche

aller anfang ist schwer und mancher textanfang ist ein loch,
ein stillstand, ein kopfzerbrechen, eine implosion.
heute ist das denken eine weisse wand

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sechshundert gelesene wörter am tag, geschrieben aber bloss zehn. und die gewissheit, dass es ohne neustart so weitergeht, immer so weitergeht

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wegen einem senderausfall rauscht abrupt das radio und es wird weitergeschreiben an einer saga über anfänge. über anfänge, welche sich wie staubflusen sinnfrei vermehren

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man steht sich im wege, wenn man einen ausweg aus einer labyrinthischen meinungsvielfalt sucht.
ein buch besteht aus 3 hoch 3 hoch 3 verworfenen anfängen, wenn es grossen ansprüchen genügen soll

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je weltbewegender, desto weltverwegener kommuniziert ein selbstbewusstsein und ist dann so unfassbar wie eine hyperreale zahl.
wer grosses mitteilen will, muss ein phantast sein

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das grübeln über abgründe in manuskripten, die bereits zu weit fortgeschritten sind, so dass es kein ende geben wird

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für wen ein gedruckter autor alles verständlich und geniessbar sein muss, während fanatiker sich grenzenlos bekriegen oder religiös enthaupten

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eigentlich reichen inhaltsangaben, absichtserklärungen oder exposés für einen zu schreibenden lebensroman völlig aus. warum mehr schreiben, warum geschick und überlegenheit beweisen?

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sich zwischen den zeilen eine wolke ausdenken und hinein-lesen was sich später nicht mehr herausliest. je mehr man schreibt, desto mehr muss man sich erklären und verbessern.
inmitten von sätzen gehe ich auf krücken

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sollte er irgendwann für einen poetenpreis mal eine dankes-rede halten müssen, würde er folgendes verkünden: vom schreiben erlöst allein das schreiben, solange man sich ein poetisches leben leisten kann