nullsummenspiele


logbuch eines kunstschaffenden

weder nach links noch nach rechts, weder hoch hinaus noch nach unten. warum weiss ich immer öfter, was ich nicht will?
 

der 100-meter-sprinter Usain Bolt läuft trotz schärferer doping-kontrollen und entgegen medizinischer prognosen bei Bejing Olympia 2008 einen neuen weltrekord. manche glauben an die redlichkeit seines erfolges, manche nicht.
 

meine absichten sind vorläufig und sogar im schachsport ohne klares ziel. wer seine gewohnheiten liebt, kann sich möglichkeiten aufsparen.
 

der erfolg des nichterfolgten: man bleibt ein kampfloser sieger, wenn herausforderungen ausbleiben.
diese woche wie die letzte kein schach gespielt und das rating ist trotzdem gestiegen.
 

die kunst weniger sehen und lesen zu müssen.
überall potenzierte beständigkeit. ein blick auf die headlines der tageszeitungen genügt.
 

zukunftsverweigerung als rebellion oder als eingeständnis der einfallslosigkeit? ich wiederhole mich immer häufiger. mein vorrat an meinungen nimmt ab.
what ever that means.
 

was wäre möglich, wenn ich jetzt den lotto-jackpot knacken würde oder einen hochdotierten nobel-kunstpreis bekäme?
ich habe es gewusst und weiss es nun nicht mehr.
 

mein kontrastprogramm: bis zum späten nachmittag zitate, paraphrasen, anagrammierungen und nach mitternacht dann erratische gedankenblitze. es genügt zu übertreiben, über das gegebene zu scherzen, und schon wird manches erträglicher.
 

ich rauche. und ich rauche trotz nichtraucherschutzgesetz noch immer einen feinen verschnitt in meiner pfeife. sollte mich mal die diagnose krebs ereilen, weiss ich wenigstens warum.
 

traue keinem unter 90, denn die menschen werden immer älter. und wenn die medizinische forschung recht behält, irgendwann bis zu 300 jahre lang leben.
 

eine empfehlung für die deutsche fanmeile: statt schwarz-rot- gelb lieber die unverfänglichen komplementärfarben weiss-grün-violett wählen. das weckt im voreiligen siegesrausch keine schizophrenen gefühle.
 

"I hate excuses." - in schwachen momenten wünsche ich mir die popularität einer Sahrah Lucas mit den dazugehörenden galerien und museen, die eine solche assertion gut promoten.
 

"zwangsweise namensänderung alle fünf jahre, das schicksal
der berühmten. ihre schwindeleien."
Elias Canetti
 

der sinn einer arbeit ergibt sich immer aus der nächsten oder der vorhergehenden.
vieles ist in einem atelier nur ein vorspiel für ein je anderes vorspiel.
 

bis zum 30. lebensjahr war ich ein künstler ohne werk und
ohne vita. danach wurde alles ausführlich in bildern sowie texten festgehalten und archiviert.
 

wenn man für den kunstbetrieb nicht clever genug ist, muss man sich damit abfinden, dennoch auf eine bestimmte art einmalig zu sein. schlimmstenfalls einmalig trivial.
 

wegen dem urinstein jetzt im sitzen pinkeln. statt kaffee am morgen lieber schwarzen tee, und am abend höchstens noch zwei bier.
ich entwickele rücksichten, die mir oft unverständlich sind, während sie anderen selbstverständlich erscheinen.
 

immer weniger galeristen und kuratoren, die mit mir projekte stemmen wollen. sie verlassen wie ratten das sinkende schiff.
 

ich bin schwer vermittelbar. meine bilder und texte sind nicht einleuchtend, und wenn überhaupt, dann selten zu verstehen. fast niemand kann und will sich an sie erinnern.
ich verursache amnesien.
 

aufmerksamkeit durch unscheinbarkeit. das hervortreten der eigenen person in der steten nichtwahrnehmung.
vielleicht sollte ich mir endlich einen originellen kunstnamen zulegen, damit man meine arbeiten ernst nimmt.
 

traum: ein bild, das kein bild ist, überlagert ein anderes bild, welches aber behauptet, das genaue abbild von dem bild zu sein, das kein bild ist.
 

"es ist höchst begreiflich, warum am ende alles poesie wird. wird nicht die welt am ende gemüt?"
Novalis
 

mein untätiges und häufiges in den spiegel starren. wie bei einem polizisten, der zum wachdienst vor das eigene haus verdonnert wurde.

 
bald 46. Schiller starb in jenem alter. wäre er älter geworden, hätte er sicherlich seine idealische haltung zur gesellschaft zum pragmatischer ausgerichtet und etliches umgeschrieben.
 

das wahrnehmen so lange aushalten, bis sich das räsonieren aufhebt, oder etwas ganz anderes sieht (etwa wie eine katze bei fernseh-bildern).
also mal nicht nach vergleichen suchen.
 

aktuelle befunde aus Äthiopien belegen, dass der mensch schon seit 4,4 millionen jahren existiert. damals zwar mit einem sehr kleinen gehirn, aber immerhin bereits aufrecht.
 

stell dir vor, was du vor 30 jahren formuliert haben könntest, formuliere es besser und dann datiere es zurück.
die vergangenheit muss neu erfunden werden.
 

und was fehlt noch?
in diesen zeiten vor allem eine kunstvernichtungsmaschine sowie das bekenntnis zur kunstabgwöhnung ohne wenn und aber. oder zumindest ohne reue.
 

fortsetzung folgt.
folgt nicht.
folgt doch!
denn die letzte ziffer von pi ist pi.