nullsummenspiele


logbuch eines kunstschaffenden

heute sieben liter regen pro quadratmeter und ein tropfen homöopathen-sonne dazu.
 

niemand kann sich in seiner arbeit völlig erschöpfen. immer bleibt ein rest an energie übrig. vielleicht für den zweifel an dem sinn aller verausgabung.
 

solange stipendien und künstlerpreise ausbleiben, schickt das amt für den lebensunterhalt die formulare. jene papiere stellen eine leere zur verfügung, die man unverfroren füllen muss.
 

bei steigender quote leben bereits fünf millionen arbeitslose hierzulande. und die falschen faulenzer erkennt man immer noch daran, dass sie doch lieber arbeiten würden.
 

minimalistischer traum: auf einem stuhl in einem stuhl sitzt ein stuhl mit gespreizten stühlen, während eine hand mit der hand die hand ihrer besten hand wählt...
ich könnte verständlicher beim spintisieren sein, aber damit würde ich niemandem einen gefallen erweisen.
 

der begabte künstler kann impressionen festhalten, die keiner sich vorstellen will, und er kann bilder imaginieren, die er sich nicht einmal selbst ansehen möchte.
 

nach der preisverleihung: er hat erfolg, sie hat siefolg und ich habe ichfolg. wer einen lorbeerkranz erntet, hat die richtige pflanze gewählt und muss sein haupt neigen.
 

klammgeil statt klammheimlich an einem blauen montag sich ein korsett anlegen, das die kräfte auf ein minimum bündelt und nächtliche ausschweifung in die schranken weist.
 

ohne blauen dunst keine kunst. es wird wieder handwerkliche perfektion von erfolgreichen meisterschüler ausgestellt, die mit viel akribie novitäten vervollkommnen.
 

die stete zunahme an ausstellungen, messen, kunsthäusern und newcomern. der durchschnitt wächst und überwuchert alles andere.
 

kann man innovationen statistisch erfassen? im rauschen gibt es die geringste redundanz und die höchste wahrscheinlichkeit für geniale erfindungen. man muss sie nur finden im oszillieren sich potenzierender medienkanäle.
 

mit dem ende der moderne können die überbietungsstrategien der avantgarden bloss unterboten werden. in der kunst gibt es keinen haltbaren fortschritt. es verbrauchen sich arg schnell neuerungen.
 

"lust ist alles. meisterwerke sind keine wiesenbenützungen. leidenschaftlichkeit ist talion. witze sind inzeste. die moral ist ein kettenhadel."
Walter Serner
 

nach der technomusik oder einem abendfüllenden actionfilm in den hellhörigen wohnungen der nachbarschaft ein stöhnen und seufzen. man kann, ob mit scham oder ohne charme, ziemlich harmlos sein.
 

wegen einem durchschauvermögen zu wenig lust auf zu vieles.
ich möchte manchmal wie Malewitsch ein schwarzes quadrat malen, über alles ein schwarzes quadrat malen. über wirklich alles.
 

kunst als volkssport: in den hinterzimmern der kontemporär spezialisierten galerien schlummern die nächsten namen als heissluftballons. sie bereiten schatten vor, die sich demnächst selbst übertreffen werden.
 

die stars der unterhaltenden medienlandschaft sind doping-sportler, amokläufer oder prominente steuerhinterzieher. selbst wenn sie nichts zu sagen haben, die höchste aufmerksamkeit ist ihnen garantiert.
 

wie lächerlich, dass man berühmt sein will, obwohl man sich kennt.
the best-of is the top of the best-of. maybe dacapo.
 

neurologen haben endlich bewiesen, dass ein menschliches gehirn im ziellosen ausharren keinesfalls faulenzt. der kopf ist beim ausruhenden träumen wesentlich stärker aktiv als beim zielgerichteten denken.
 

carpe diem. am ausbleibenden schwung erkennt man den hartnäckigen zweifler.

 
prosaischer könnte ich leben und schreiben, aber...