kälteverlust


ein anhaltendes selbstgespräch

all diese vielen nachrichten, die rund um die uhr in den äther gehen, um immer wieder die zeit zu vergegenwärtigen.

 
stein schlägt schere und fällt in den brunnen.
es sind tage zu bewältigen, an denen auch das in der hitze zu sagende nicht mehr wärmt.

 
die schonzeit ist vorbei, das rotwild, der hase und besserwisser dürfen wieder gejagt werden.

 
eine ethik-komission darf nun nach dem anhaltenden GAU in einem japanfernen atomkraftwerk über die restlaufzeiten der einheimischen radioaktivität nachdenken.

 
fast überall überwachungskameras und polizisten in zivil. und dennoch gebe ich die hoffnung nicht auf, dass mir, wenn ich zu allem und jedem freundlich bin, nichts passieren kann.

 
lieber kopfschmerzen als halsschmerzen. oder lieber ein knurriges bauchweh gegen akute zahnschmerzen. wenn sich doch mal indispositionen gegeneinander aufheben könnten.

 
in der frühen strassenbahn einzig nebenköpfe, die ins leere sprechen. wie falsch synchronisierte planeten.

 
zu welchem ende soll man überlegungen reifen lassen?
solange artikulierte meinungen missverstanden, weil gern fehlinterpretiert werden, bleiben sie auch unfertig mitteilbar. jedenfalls hier.

 
zuweilen wird das denken von einem hochmut bestimmt. entweder gegen das, was man erkannt hat, oder gegen das, was man einmal erkennen wird.

 
australische hitzewellen im winter, ein verregneter sommer fast überall und schneeflocken im herbstlichen Süditalien - die vier jahreszeiten von Vivaldi müssen neu komponiert werden.

 
das wetter ist alles, was jetzt als klimawandel der fall ist. aber wäre deshalb Wittgenstein meteorologe geworden?

 
big head, little body. auf den überdimensionalen werbeplakaten stets models als kindchen-schema, mit einem coolen Lolita-lächeln im gesicht.

 
ein friedlicher abend aus mandarinen, erdnüssen und gebäck. trinkt man dazu einen besonders guten wein, dann schmeckt der preiswert erschwingliche eine ganze woche nicht mehr.

 
alle jahre wieder zu weihnachten eine familienaufstellung. und jener fast vergessene satz aus der kindheit: Scotty, beam me up!

 
wem es im dezember nicht schneit, dem hat es vielleicht schon im november ausgiebig geschneit.

 
ist man bei viel speis und trank allzu zufrieden, hat man bald die dümmsten oder banalsten gedanken. die zufriedenheit ist ein peinlicher zustand.

 
das endzeitparadies des spätmodernen menschen ist seine vorstellung, dass es ständig so weitergeht, im himmel wie auf erden immer so weitergehen könnte.

 
looser statt loser in der tageszeitung gelesen.

 
das verbessern der vergangenheit: wenn man es noch kann, peinliche texte und bilder einfach löschen. unwiederbringlich löschen.

 
THE BAD OF: lieber lärm sein, als lärm erleiden müssen. lieber schmutz sein, als putzen müssen, etc.

 
"gelungenes kann nicht die umformung von verfehltem sein. gelungenes ist nur, weil aufgegeben gelungen."
Paul Valéry korrigiert von André Breton und Paul Éluard

 
überhangsätze und antithesen als wissen.
unzählige bücher lese ich nicht mehr, weil ich sie sogleich erkenne.

 
ein blinder traum in der letzten nacht, der so schwarz und tief war, wie lange nicht mehr. und am morgen ein sonnenaufgang zwischen den häuserfronten = (rot + blau)*2

 
wenn leute zu viel geld haben, bauen sie sich wie jetzt ein australischer multimillionär eine originalgetreue Titanic. untergehen wollen sie damit aber nicht.

 
die leere stadt in der klirrend kalten winternacht: sie zeigt ihre wahre grösse.

 
hohe frequenzen im radio werden seltener, doch umso besser, weil rauschärmer empfangen.
wie hoch daherkommende sätze.

 
was fehlt noch?
das bekenntnis zum fehlen, zum verfehlen, zum revidieren, zum ausradieren.
denn...

 
ich bin hier nicht der endesunterzeichnende.