kälteverlust


ein anhaltendes selbstgespräch

mal wieder einen kopfsprung wagen.
doch wohin, wohin?

 
in der schulzeit schaffte ich es, mit 165 zentimetern die eigene körpergrösse zu überspringen. ich gehörte zu den besten in der turnhalle als ein überflieger in spe.

 
kunst als eiscreme: wie im vergangenen sommer ist auch in diesem dasselbe blow-up-girl auf einem Langnese-plakat zu bewundern.

 
die verführung, dass man immer so weiter leben kann. immer so weiter bis zum mittelpunkt der mittelmässigkeit.

 
ist man krank, wenn man keine gedanken hat? oder faul?
non est tanti - momentan nichts besonderes. ich sag es mit Ovid.

 
„vielleicht ist auch das nichtsein individuell?“
Imre Kertész, Galeerentagebuch

 
tiefsinnige selbstgespräche wird man nie wieder los. also bloss nicht überall und zu jeder tageszeit ein buch lesen.

 
die eigenen pickel ausdrücken, solange bis nichts mehr drückt.
mutig ist es, über nichtigkeiten zu schreiben. es zu unterlassen, mutmasslicher übermut.

 
trotz zunehmender und vor allem altersbedingter abgeklärtheit hänge ich noch an zu vielen gesten, an zu vielen manierismen, attitüden, lieblingswendungen...

 
die nachhaltigkeit der täglich scheinenden sonne, sie verbrennt sich, bis sie verglüht.

 
nicht die 40W-leuchtstoffröhre oder das nun aufkommende LED-licht, sondern eine defekte 100W-glühlampe garantiert für die eigene stromrechnung die grössten sparmöglichkeiten.

 
die unzählig umherhastenden leute in der shopping-meile Müllerstrasse und ihre eifrige stetigkeit. wer jetzt zum schlussverkauf spurtet, spart mehr als günstig. es gibt nochmal 20 prozent auf bereits zugesagte 50 prozent.

 
es ist alles tatsächlich so, wie es sein soll. die im wetterbericht vorausgesagte temperatur, die dazugehörende luftfeuchtigkeit, der prognostizierte blaue himmel. alles stimmt und ist, wie es ist.

 
sogar kleine kinder können schon als sonnenanbeter ganz still und regungslos an einem badestrand ausharren.

 
eine woche zur erholung an einem see mit campingplatz und man verblödet ganz angenehm.

 
und spät abends noch (welch ein zählzwang) ein 2. und 3. glas wein.
kein alkohol wäre ein leberleber.

 
haferflocken! wohlschmeckend, nährreich und vor allem billig.
aber man möchte gar nicht so frei leben, wie man sich bereits freigesetzt fühlt.

 
äusserst verdächtig: auf den verpackungen der preiswerten lebensmittel stets das wort spitzenqualität oder sehr-gut.

 
wöchentlich mindestens drei regentage und es vermehret sich überproportional die spanische wegschnecke. sie migrierte erfolgreich nach mittelauropa, weil sie den einheimischen nattern und kröten zu gross ist, zu braun und zu bitter.

 
ohne klimawandel würde langfristig alles so bleiben, wie es ist. was zumindest politisch gesehen unerträglich wäre.

 
mal wein mit wasser trinken, mal wein mit wasser lassen. und nie beides zugleich.

 
eine blicktiefe bis zu zehn metern, keine motorboote und kaum wasserpflanzen. an der erfrischenden luft an diesem klaren see könnte man sich wegatmen.

 
die natur auf dem land, sie ufert nicht mehr aus. dagegen umso krautiger in der stadt, mithin spekulanten grundstücksbrachen wuchern lassen.

 
fingierte endzeitspiele zum alleinigen zeitvertreib, zur blossen anschauung oder zur katharsischen belustigung. man sammelt erfahrungen, die sich nur auf monogame gameboy-phantasien beschränken.

 
"um dauerhaftes unheil anzurichten, sind langwierige und beharrliche anstrengungen erforderlich."
Tocqueville

 
die nicht kommunizierten meinungen sind oft die geretteten meinungen. wenn ich stundenlang die vergilbte zimmerdecke anstarre, spiele ich mit meinen gedanken blindenschach.

 
bloss noch vereinzelt entrückte gedanken. ein jeder hat etwas zu sagen in eine darauf folgende stille.
in wahrheit ist alles nur halb gedoppelt.

 
verquere vorstellung vom fleiss in bezug auf beispielgebende insekten. die meiste zeit ihres lebens sind bienen und ameisen ziemlich träge.

 
it's about your about.
hinter einem tiefen gedanken, wartet oft unverhofft ein grosses gelächter. doch wie selten denkt man tief.

 
verblassende erinnerungen an vergangene höhepunkt und es stellt sich das gefühl ein, man müsste noch einmal von vorn anfangen. zur strafe als reinkarnation eines Jeff Koons dann schlimmstenfalls.

 
es ist der sprosser und nicht die nachtigall, der in lauen august-nächten somnambule gemüter anrührt. und es ist nicht der platz der nachtigall, sondern der profane Nachtigalplatz (mit einem l), der noch immer im berliner Wedding einen heros deutscher kolonial-politik mit seinem namen ehrt - Gustav Nachtigal, den ersten reichskommissar für westafrika.