kälteverlust


ein anhaltendes selbstgespräch

soll ich oder soll ich noch nicht aufstehen?
meine ganz persönliche revolte, wenn ich gegen neun, ganz ohne terminzwang die horizontale aufgebe.

 
heute keine wolkenschau.
der himmel ist klar, transparent, so indifferent vernünftig.

 
ein heisser tag ohne gründe, ein tag bar einer rechtfertigung.
das wetter ist abgeschrieben. es liegt im statistischen trend eines weltweiten klimawandelns.

 
der Berliner Grunewald wird mit laubbäumen bepflanzt, weil er in 50 jahren eine sommerdürre wie in Rom ertragen muss.

 
bereits um elf über 30 grad im schatten. es ist zu heiss im juli. ich bin wieder reif für die tiefkühlabteilung im supermarkt.

 
als man noch mit erhöhten ozonwerten erholungs- und frische-bedürftige kurgäste verlockte.
einstmals.

 
wäre der mensch nur ein vegetarier, könnte der kohlendioxyd-ausstoss weltweit gesenkt werden. landauf, landab verbraucht das schlachtvieh zu viel sauerstoff.

 
am abend zeigt ein fiktiver dokumentarfilm im fernsehen, wie die menschen bei einer erd-erwärmung auf 100 grad ihr dasein fristen. sie leben gut abgeschirmt in tunnelsystemen unter der erde.
abschalten, schnell abschalten!

 
mindestens 1,5 liter täglich trinken. wasser, tee oder wein als überlebensstil. und die sorge, mit lebensnotwendigen manien lächerlich zu sein.

 
scheue eidechsen sind die erfolgreichen nachkommen der dinosaurier. irgendwann wird es eine verkleinerungsform des homo sapiens geben.

 
seit über 20 jahren wird derselbe pfeifentabak gepafft, obwohl man ihn gar nicht mehr schmeckt und riecht. ist es aber mal eine andere sorte, rebellieren die geschmacksnerven sofort.

 
atemnot, wenn der kopf zu schnell denkt.
die seufzer eines alten mannes mal vorab ausprobieren, um darin eine behaglichkeit zu finden.

 
aus den nachbarwohnungen ein orgastisches stöhnen. fast alle haben in diesen sommernächten bei laufendem fernseher die fenster geöffnet.

 
kälteverlust - was für ein wort, was für ein zustand.

 
in zu heissen nächten ist es besser, nackt allein zu schlafen. das sommerloch ist zu trocken und frigide ermüdend. da hilft kein viagra.

 
selbst die fliegen sind so depressiv und zahm, dass man sie aus dem fenster hinauspusten kann.

 
steine finden und steine zerstreuen. in allem ein massvoller dilettant sein mit einer professionellen frivolität. man hat ein leben lang zeit, sich zu verbessern.

 
wenn man auf der einen party nichts zu sagen hat, weil man auf einer anderen party schon alles gesagt hat... mit einer distinktion nicht als attitüde, sondern als habitus.

 
wer zu wenige menschen kennt, führt mehr selbstgespräche.
tstmlrtstmltstststst...

 
die langeweile bei wahlverwandtschaften und dabei auch die erbärmlichkeit mancher gleichgesinnung.
unfähig zur konversation flüchte ich mich in die beobachtung. ich schaue lieber zu.

 
nachts über der stadt ein klagend verstörendes pfeifen, ähnlich den obertönen der wale im weiten meer. doch tatsächlich ist es wieder die musik von irgendwem aus der nachbarschaft.

 
tipp der woche: täglich 3 kilo abnehmen. und dann immer so weiter, so weiter.

 
anstatt vom schlimmsten, besser vom noch schlimmeren ausgehen. nach der bundestagswahl sind nicht nur gelb-schwarze wespen, sondern schwarz-gelb hornissen als koalition zu erwarten.

 
tinnitus? oder eine defekte energiesparlampe? im bad summt es jedenfalls seit einer woche penetrant.

 
die häuser am abend stehen so kompakt, dass dahinter alles zu vermuten ist.

 
die eigene vorstellungskraft übertrifft noch immer medial darstellbares. daher sollte man sich eine sonnen-finsternis lieber im radio anhören.

 
vor. zurück. zur seite und ran.
frei ist der mensch nur in der übertreibung.

 
als Schelling den zenit seiner akademischen karriere erreicht hatte, schrieb er sein system der weltalter. er schrieb fast ein jahrzehnt daran und wollte es nicht veröffentlichen.

 
"damit das unmögliche entsteht, muss das mögliche vermieden werden."
Walter Ulbricht

 
die globale finanzkrise macht's möglich. zur ankurbelung der wirtschaft wird nach dem milliardensegen für notleidende banken nun für alte autos eine abwrackprämie spendiert.

 
"jetzt ist flexibilität gefragt. es gilt, sich auf veränderungen einzulassen und das sicherheitsbedürfnis aufzugeben..."
was ich mitunter lese, wenn ich mein horoskop überlese.

 
ein tag ohne quantensprung.
die unendlichen weiten des kosmos werden überbewertet.