überflieger in spe
wer den Cent nicht ehrt, ist mit einem 50-Euroschein nichts wert. ihm fehlte heute ein kupferner Fünfer, um am Automaten ein Ticket für die U-Bahn zu kaufen. Scheine wurden nicht akzeptiert und er musste sich ein Eis kaufen, um zum obligaten Kleingeld zu kommen. mit diesem Umweg hat er Zeit verplempert und Termine für das Aquirieren von Aufträgen durcheinander gebracht. klüger wäre es gewesen, dem Tag eine absichtslose Auszeit zu gewähren.
man muss ja nicht immer hart jobben, das Geld liegt manchmal in Scheinen auf der Strasse, wo Hütchenspieler ihre Opfer finden, oder zumindest in kleinen Münzen, die jemand verloren hat. für Obdachlose oder Menschen wie ihn, die ad hoc Fahrscheine brauchen, können sie erfreulich sein. man will sie jedoch abschaffen, weil die Herstellung teurer ist als ihr eigentlicher Wert. sie sind ein ökonomischer Unsinn und Unmengen müssen nachgeprägt werden, derweil sie in Spardosen verschwinden und als Wechselgeld an der Supermarktkasse fehlen. sinnvoll wäre es beim Bezahlen alle Preise auf- oder abzurunden, was statistisch gesehen nichts am Preisniveau ändern, aber das Schlangestehen an den Kassen verringern würde. laut einer Studie der Bundesbank hat jeder durchschnittlich 103 Euro in seinem Portemonnaie und davon sechs Eumel in Münzen. gegen die Abschaffung der harten Moneten wird freilich heftig polemisiert. ohne Kleingeld ist man von den Banken, die Geld virtuell verwalten, umso abhängiger, oder bei Geldkarten von den Marketingleuten und Behörden, die dann das Konsumieren auswerten. für zu hohe Guthaben sind bei den Geldhäusern bereits Zinsen zu zahlen. lange Zeit war es umgekehrt üblich. Immobilienmakler vermitteln an vermögende Menschen deshalb städtische Brachen, wo sie gewinnbringend ihr Guthaben anlegen und darauf spekulieren, dass es sich bei einer wachsenden Nachfrage an Wohnraum vermehrt.
mit seinem Geld muss ein Unbemittelter wie er besonders am Monatsende hart knausern, während global operierende Ölkonzerne einfach die Preise an Tankstellen um ein paar Zehntel- oder Hundertstel-Cent erhöhen. eine solche Anhebung bringt ihnen bombastische Gewinne. das Geld zieht es zu denjenigen, die schon zu viel davon haben, also zu den Globalplayern. seine ersten Moneten verdiente er sich als Schüler mit dem Sammeln von Sekundärrohstoffen. mit einem Handwagen zog ich von Haus zu Hause und bekam bei den Annahmestellen für ein Kilo Zeitungen 15 Pfennige, für Gläser sowie Weinflaschen einen Groschen. im Sommer verkaufte er gesammelte Brombeeren auf dem Markt und im Herbst Bambuskeulen vor einem Kaufhaus. sie waren damals als Vasenschmuck beliebt und er hatte sie mit Mühe aus dem Schilf von Fischteichen herausgeschnitten. der Erlös war dürftig, aber besonders geärgert hat ihn, dass zwei junge Schichtarbeiter sie nur kauften, um sie im Übermut danach zu zerfleddern.