mikado als symptom


(eine vage klarstellung)

immer wieder diese Familienaufstellung unter einem Tannenbaum, und keiner darf fehlen. dem drögen Weihnachtsfest mit dem anschliessenden Silvestergelage versuchte er mal, als noch superbillige Last Minute Tickets angeboten wurden, mit einer spontan geplanten Reise zu entkommen. er flog zum Jahresende mit einer Lebensgefährtin und seinem ersten Sohn nach Budapest. es war dort bitterkalt und völlig verschneit. das Flugzeug landete mit Schwierigkeiten auf einer vereisten Landebahn, um in einer Schneewolke langsam auszuschlittern. beim Flanieren über die Brücken der Donau starrte man in den nächsten Tagen auf dicke Eisschollen, während ein eisiger Wind um die Ohren pfiff. die Temperaturen blieben weit unter dem Gefrierpunkt und zwangen zu einer ständigen Einkehr in Cafés oder am Abend in eine Sauna, da auch das Herbergszimmer unterkühlt war.
bei jener Kälte blieben zahlreiche Gäste in der Hotel-Lounge und zelebrierten, obwohl sie dem ebenso entkommen wollten, eine improvisierte Weihnachtsstimmung. es war ein Fest wie in einem grossen Betrieb, wo sich keiner richtig kennt und niemanden richtig kennenlernen will. der Jahreswechsel wartete indes mit einer pläsierlichen Überraschung auf. trotz der Eiseskälte wurde auf den Strassen der Donau-Mer hält sich vorzugsweise an die nicht verglimmenden am Firmament. der Blick in die unendliche Weite des Alls greift tief ins Urvergangene, in um Lichtjahre zurückliegende Zeiträume. mit jenem Horizont erhofft er sich, den trügerischen Schein des Diesseitigen zu relativieren. hilft es nicht, dann bleiben die Erinnerungen an bukolische Lagerfeuer, die immer noch erwärmen.